Aktuelle Projekte:
RUfa 2.0 Religionsunterricht für alle
Das Problem für konfessionsfreie Kinder
Die Gefahr der Missionierung von Kindern aus konfessionsfreien Familien durch den Religionsunterricht an Hamburger Schulen ist real: Erst kürzlich wurden mehrere Eltern von ihren Kindern mit deren neuesten Erkenntnissen aus dem Religionsunterricht konfrontiert: „Ich bin von Gott erschaffen worden.“ Oder: „Was im Planetarium über die Entstehung des Sonnensystems gesagt wurde, stimmt gar nicht, denn Gott hat die Welt in sieben Tagen erschaffen.“ Mit dieser Problematik befasst sich ein Arbeitskreis des SF-HH.
Früher waren fast alle Hamburger evangelisch, und so war es selbstverständlich, dass es in Hamburg nur den einen Religionsunterricht gab, der von der evangelischen Kirche verantwortet wurde. Die damals wenigen konfessionsfreien Kinder konnten abgemeldet werden. Als der Anteil der evangelischen Bevölkerung in Hamburg zu schrumpfen anfing, wurde das Modell RUfa (Religionsunterricht für alle) eingeführt, wobei die evangelische Kirche den Lehrplan um religionskundliche Aspekte anderer Religionen, speziell des Islam, erweiterte. Der Name „Religionsunterricht für alle“ sorgte dafür, dass fast alle Kinder an diesem Religionsunterricht teilnahmen, auch der sich ständig vergrößernde Anteil der konfessionsfreien Kinder, obwohl für sie kein entsprechendes Lernangebot vorhanden war. Nach dem Abschluss der Verträge zwischen Hamburg und den Muslimen und den Aleviten sollten die Aleviten und die Muslime den Religionsunterricht mitverantworten, damit es in Hamburg – einmalig in der Bundesrepublik– nach wie vor bei einem einzigen Religionsunterricht, dem gemeinsamen Religionsunterricht für alle bleiben konnte. Diese Neuauflage RUfa 2.0 ist jetzt ein Religionsunterricht für alle in gemeinsamer Verantwortung der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland, der Alevitischen Gemeinde, den islamischen Religionsgemeinschaften DITIB, SCHURA und VIKZ, der Jüdischen Gemeinde und dem Erzbistum Hamburg. Der Pilotversuch für RUfa 2.0 startete im Schuljahr 2015/16. Schon bei der Auswertung des entsprechenden Lehrplans bemerkten die Gutachter die mangelnde Berücksichtigung der konfessionsfreien Schüler und sogar eine übergriffige Unterrichtseinheit.
Heute gehören 60 % der Hamburger Bevölkerung keiner Religionsgemeinschaft an, aber die Schulbehörde erwartet, dass in den Klassen 1 bis 6 die Kinder aus konfessionsfreien Familien am Religionsunterricht, einem Bekenntnisunterricht, teilnehmen.
Unser Beitrag zur Diskussion über die neuen Bildungspläne
Nach der Pilotphase soll nun ab Schuljahr 2022/23 in allen staatlichen Hamburger Schulen das Fach Religion gemäß dem Modell RUfa 2.0 unterrichtet werden, vorläufig mit neuen Bildungsplänen. Die Entwürfe dazu wurden jetzt von der Alevitischen Gemeinde, der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland, den islamischen Religionsgemeinschaften und der Jüdischen Gemeinde verabschiedet. Inzwischen hat sich auch das Erzbistum Hamburg für eine Beteiligung an RUfa 2.0 entschieden. Vertreter der Buddhisten, Hindus und Bahai nahmen beratend an der Erarbeitung der Entwürfe teil. Die Entwürfe wurden schon am 24. März 2022 von der Schulbehörde vorgelegt und sollen breit mit den Schulgemeinschaften, Verbänden, Kammern und allen Interessengruppen diskutiert werden. Die endgültigen Pläne sollen im Herbst veröffentlicht und ab dem Schuljahr 2023/24 verbindlich eingeführt werden.
Das SF-HH stellte fest, dass es in den vorgelegten Entwürfen für Kinder, die in religiösen Umfeldern aufwachsen, ein reichhaltiges Angebot zum vertieften Verständnis für ihre eigene Religion, aber auch zum Kennenlernen fremder Religionen gibt. Religionsfreie Kinder dagegen – immerhin gehören 60 % der Hamburger Bevölkerung keiner Religionsgemeinschaft an – werden nur am Rande berücksichtigt, obwohl ihre Teilnahme am Religionsunterricht wie selbstverständlich erwartet wird und obwohl im Hamburger Koalitionsvertrag zwischen SPD und Grünen für Kinder, „die dezidiert keiner Religion angehören,“ „identitätsstiftende Bildungsangebote“ versprochen wurden. Stattdessen sollen sie sich in den bekenntnisorientierten Unterrichtsphasen intensiv mit einer oder mehreren Religionen beschäftigen, und das in einem Alter, in dem sie noch leicht beeinflussbar sind. Ein Angebot, das auch authentisch ihre säkulare Identität bildet und stärkt, ist nicht zu finden – wie auch, wenn die Verantwortung für die Inhalte der Entwürfe ausschließlich bei den beteiligten Religionsgemeinschaften liegt.
Diese Schieflage wollen wir beseitigen und uns deshalb an der Diskussion um die Entwürfe beteiligen. Wir haben den Bildungsplanentwurf für die Grundschule aus weltanschaulicher Sicht erweitert. Diese erweiterte Version, in der die Änderungsvorschläge am Originalentwurf markiert sind, stellen wir der Öffentlichkeit als Diskussiongrundlage zur Verfügung. (Von den Tabellen im Abschnitt 2.3 haben wir zunächst nur beispielhaft die Tabellen zum Themenfeld Gott/Göttliches/Transzendenz erweitert zum Themenfeld Vernunft/Realitätsbezug/Tatsachenorientierung (Naturwissenschaften) und Gott/Göttliches/Transzendenz. Es wird also noch eine Menge zu tun geben, zumal die anderen Bildungsplanentwürfe und der Rahmenplanentwurf ebenfalls einer entsprechender Erweiterung bedürfen.)
Hier können Sie die von uns erweiterte Version des Bildungsplanentwurfs herunterladen.
Für Verbesserungsvorschläge und Ergänzungen sind wir jederzeit offen. Wir wollen mit unserem Vorschlag zur angestrebten breiten Diskussion beitragen und würden uns freuen, wenn wir darüber auch mit Ihnen ins Gespräch kommen können. Nehmen Sie gerne mit uns Kontakt auf unter bildungsplan2022[ät]sf-hh.org.
Ein erster Gedankenaustausch mit Fachleitungen Religion bzw. Religionslehrern an Grundschulen hat bereits stattgefunden.
Grundsätzliche Überlegungen
Unsere Arbeitsgruppe hat sich bereits seit dem Sommer 2019 ausführlich mit dem Projekt RUfa 2.0 (Religionsunterricht für alle) für die Klassen 1 bis 6 befasst. Dabei erkannten wir, dass versucht wird, auch die rund 60 % der Kinder, deren Eltern keiner Kirche mehr angehören, in den Religionsunterricht „zu locken“. Und das während jährlich Hunderttausende die Kirchen verlassen. Dies umso mehr, als dass die Kirche verfügte, dass zukünftig nur Lehrerinnen und Lehrer mit einer Beauftragung durch die Kirche unterrichten dürfen und dieser angehören müssen. Wegen des schon jetzt bestehenden Religionslehrermangels will die Kirche inzwischen diese Bedingung nur auf neue Lehrerinnen und Lehrer anwenden.
Offenbar will die Schulbehörde die Eltern nicht darauf hinweisen, dass nach Art. 7 (2) GG die Eltern über die Teilnahme am Religionsunterricht bestimmen. Viele Schulen setzen sogar voraus, dass alle Kinder am RUfa 2.0 teilnehmen. Andere versuchen, in persönlichen Gesprächen die Eltern zu beeinflussen, ihre Abmeldung zurückzuziehen, weil eine Abmeldung Komplikationen inhaltlicher und organisatorischer Art (Stundenplan) bedeuten würde.
Hamburg bietet auch keinen Alternativunterricht (z. B. Philosophie) an, wie es fast alle Bundesländer tun – selbst Bayern!
Diesen gibt es erst ab Klasse 7; warum nur?
Wenn Sie diese Politik der Vereinnahmung nicht möchten, melden Sie ihr Kind vom Religionsunterricht ab. Die Schulen sind verpflichtet, eine angemessene Beschäftigung und Aufsicht zu garantieren.
Unsere Arbeitsergebnisse haben wir in unserer Broschüre zusammengefasst, die Sie herunterladen oder bei info@sf-hh.org abfordern können.
Abgeschlossene Projekte:
Säkulare Flüchtlingshilfe Hamburg
Auf dem Deutschen Humanistentag 2019 in Hamburg wurde beschlossen, nach den Vorbildern in Köln und Berlin auch in Hamburg eine säkulare Flüchtlingshilfe zu gründen. Dies geschah im Zusammenhang mit der Würdigung und Auswertung von Referaten zu Problemen, die säkulare Flüchtlinge, insbesondere aus dem Iran, Saudi-Arabien und weiteren Staaten mit muslimischer Prägung, auch bei uns in Deutschland haben, insbesondere in Auffanglagern, wenn sie als solche von Muslimen erkannt werden, etwa weil sie kein Kopftuch tragen oder nicht an den Freitagsgebeten teilnehmen. Die Gründung ist mit Hilfe des SF-HH gelungen. Inzwischen ist die Säkulare Flüchtlingshilfe Hamburg e.V. dem SF-HH als Mitglied beigetreten.
https://www.arr-hamburg.de
Ausstellung „Religionsfreiheit“ im Altonaer Museum mit Beitrag des SF-HH
Wir bedanken uns herzlich bei Frau Prof. Dr. Dauschek für die nette Aufforderung zur Teilnahme an dem Projekt.
Corona-bedingt konnten wir uns nur durch eine Videoaufzeichnung (ein Interview mit dem Vorsitzenden) beteiligen, die in den Ausstellungsräumen anzusehen war.
Feuerbestattung für Säkulare, aktualisierte und erweiterte Stellungnahme
Im Zusammenhang mit dem Besuch einer Berliner Delegation (Prof. Dr. Gabriele Steckmeister, Prof. Dr. Andreas Mehl, Dipl.-Pol. Markus Kirschbaum) zum Thema Bestattungskultur und Einrichtung einer Gedenkstätte auf dem Friedhof Hamburg-Ohlsdorf hatten wir am 06.11.2020 eine Stellungnahme zur Feuerbestattung für Säkulare übermittelt. Am 19.05.2021 wurde diese Stellungnahme aktualisiert und erweitert.